Hodenkunde mit Volker Wittkamp: Größe, Formen, Samenstau
Die Hoden gelten als eine der empfindlichsten Stellen des männlichen Körpers. Und das hat auch seine Richtigkeit: Immerhin sind sie am Fortbestand der Menschheit wesentlich beteiligt. Wie so ein Hoden funktioniert und woran du erkennst, ob bei deinen Exemplaren alles in Ordnung ist, erfährst du hier.
Was sind Hoden?
Welche Funktion haben Hoden?
Sind unterschiedlich große Hoden normal?
Dass ein Mann unterschiedlich große Hoden hat, ist nicht ungewöhnlich. Im Gegenteil. Bevor wir auf dieses Phänomen genauer eingehen, wollen wir allerdings erst einmal klären, wie groß ein Hoden für gewöhnlich ist. Der menschliche Hoden ist durchschnittlich 5 cm lang und 3 cm breit. Dabei bringt er etwa 20 Gramm auf die Waage und verfügt über ein Volumen von 20–25 ml. Im Laufe des Lebens gewinnt der Hoden stetig an Größe, ein Maximum erreicht er etwa im Alter von 40 Jahren und ab dem 50. Lebensjahr beginnt er wieder etwas zu schrumpfen. Natürlich gibt es von Mann zu Mann Unterschiede in Größe und Form. Das ist absolut normal. Genauso normal, wie zwei unterschiedlich große Hoden zu haben. Es ist ohnehin so, dass bei den meisten Männern ein Hoden tiefer hängt als der andere. Und das ist auch gut so, denn befänden sie sich auf derselben Höhe und wären zudem gleich groß, würden sie beim Gehen ständig gegeneinanderprallen. Mach dir also keine Gedanken, wenn es untenrum etwas asymmetrisch aussieht – das soll so!
Krankheiten vorbeugen: der Selbsttest
Aber es gibt natürlich auch Erscheinungen an den Hoden, die nicht normal sind. Falls du ein Mann bist, mach doch einfach mal den Selbsttest und taste deine Hoden ab. Wenn du sie leicht zusammendrückst, sollte sich das prall und elastisch anfühlen – in etwa wie bei einem Flummi. Solltest du harte, knotenartige Stellen ertasten, die eher an einen Stein erinnern, kann das auf eine Krankheit hinweisen.
Um dem rechtzeitig vorzubeugen, ist es wichtig, die Hoden regelmäßig abzutasten. Wie man das am besten macht? Am besten nach einem warmen Bad oder einer warmen Dusche. Dann ist der Hodensack besonders entspannt, was den Selbsttest erleichtert. Taste nun deine Hoden mit beiden Händen ab, indem du einen Daumen auf die Oberseite des Hodens und jeweils zwei Finger hinter ihn legst und ihn zwischen den Fingern hin- und herbewegst.
Übrigens: Nicht nur erbsen- oder reiskorngroße Knoten, auch ein schmerzhaftes Ziehen am Hodensack kann ein erstes Warnsignal sein. Genauso wie eine plötzliche Veränderung in Größe, Farbe und Form. Solltest du eines dieser Anzeichen bemerken, zögere nicht, ärztlichen Rat einzuholen.
Was ist ein Hodenhochstand?
Aber nicht nur kann sich im Hoden eine Krankheit herausbilden, er kann mitunter auch an der falschen Stelle im Körper liegen. Das bezeichnet man dann als Hodenhochstand – die häufigste Störung im Zusammenhang mit den Hoden, die bei etwa drei Prozent der Neugeborenen und 30 Prozent der Frühgeborenen auftritt. Hierbei befinden sich ein oder beide Hoden zum Zeitpunkt der Geburt nicht im Hodensack. Weil dadurch die für die Samenzellreifung ideale Temperatur nicht gegeben ist, kann ein Hodenhochstand das Risiko für Unfruchtbarkeit erhöhen. Auch Hodentumore treten bei Männern mit Hodenhochstand tendenziell häufiger auf. Deshalb ist es auch wichtig, dass rechtzeitig eingegriffen wird – eine Korrektur erfolgt in der Regel noch im ersten Lebensjahr. Sollte ein Hodenhochstand bei älteren Kindern oder Erwachsenen auftreten, kann das daran liegen, dass im Säugling- und Kindesalter nicht genau genug untersucht oder die Störung nicht konsequent behandelt wurde. Auch kann es vorkommen, dass nach einer Operation am Leistenkanal der Hoden in diesem Körperbereich festsitzt oder während des Wachstums des Kindes nach oben gezogen wird.
Ein Hodenhochstand tritt im Wesentlichen in vier verschiedenen Formen auf:
- Pendelhoden: Ein Pendel- oder Wanderhoden liegt zwar im Hodensack, er wird allerdings durch reflexartige Anspannung eines Muskels im Samenstrang immer wieder in den Leistenkanal gezogen. Auslöser für diesen Reflex können Kälte, Stress oder sexuelle Erregung sein. Sobald der Reiz wieder abebbt, zieht sich auch der Hoden in seine ursprüngliche Position im Hodensack zurück. Eine Behandlung ist in der Regel nicht vonnöten.
- Gleithoden: Ein Gleithoden lässt sich zwar in den Hodensack bewegen, er verbleibt dort allerdings nicht. Stattdessen gleitet er wie an einem „Gummiband“ gezogen sofort wieder in eine höhere Position. Eine Operation ist unumgänglich.
- Bauchhoden: Der Bauchhoden liegt unterhalb der Niere, in der Bauchhöhle, und ist von außen weder sicht- noch lokalisierbar. Eine Ultraschalluntersuchung oder eine Computertomografie schafft hier Abhilfe, eine anschließende Operation bringt ihn in die richtige Position.
- Leistenhoden: Der Leistenhoden befindet sich im Bereich des Leistenkanals. Auf eine operative Verlagerung in den Hodensack folgt in der Regel eine Fixierung mit Nähten, damit der Hoden nicht wieder nach oben wandern kann.
Fazit
All das klingt vielleicht etwas unangenehm, immerhin sind die Hoden ein ziemlich empfindliches Körperteil! In aller Regel werden etwaige Störungen aber im Kindesalter ausgemerzt, wodurch du wahrscheinlich wenig davon mitbekommen hast. Um auch weiterhin alle Eventualitäten auszuschließen, taste deine Hoden auf jeden Fall regelmäßig ab. Abgesehen davon musst du dir allerdings nicht allzu viele Gedanken über deine Hoden machen – auch nicht wegen ihrer Größe oder falls sie etwas schief hängen.
Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.
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