Keine Lust auf Sex: Ursachen und Tipps gegen die Unlust beim Mann
Ein knackiger Hintern, zwei tolle Brüste und schon denkt ein Junge nur noch an das eine – Sex. Das ist natürlich nur ein Klischee. Sexuelle Unlust gibt es auch bei Jungs und Männern. Sie kann körperliche und psychische Ursachen haben. Auch Probleme in der Partnerschaft und Stress spielen eine Rolle.
Warum haben Männer keine Lust auf Sex?
Es ist ganz normal, dass Menschen mal mehr und mal weniger Lust auf Sex haben. Das hängt oft von deiner Stimmung ab. Es gibt aber auch sexuelle Lustlosigkeit, die länger anhält und weniger Schwankungen unterliegt.
Expertinnen und Experten sprechen hier von einer mangelnden Libido, Appetenz-Störung oder auch einer verminderten sexuellen Appetenz. Falls du nichts mit dem Begriff „sexuelle Appetenz“ anfangen kannst: Das ist das Verlangen nach sexueller Aktivität. Zur Libido kommen wir später noch.
Sexuelle Lustlosigkeit kann situationsbedingt sein, sie kann aber auch über einen längeren Zeitraum anhalten. Wenn sich bei jemandem eine generelle Lustlosigkeit einstellt, spricht man von einem völligen Desinteresse an Sex. Die Betroffenen fühlen sich lustlos, wollen keinen sexuellen Kontakt und hegen auch keine sexuellen Fantasien.
Lustlosigkeit beim Mann (und auch bei der Frau) kann sogar bis zu einer sexuellen Aversion reichen. Das bedeutet, dass jeglicher sexueller Kontakt mit einer Partnerin, einem Partner und sogar mit sich selbst vermieden wird. Für die Betroffenen ist Sex negativ behaftet. Er kann sogar Furcht oder Ekel hervorrufen. Dazu musst du wissen: Die sexuelle Aversion ist eine extreme Form der Lustlosigkeit und kann z. B. vorkommen, wenn jemand sexualisierte Gewalt erlebt hat.
Sexuelle Unlust – ab wann sollte man sich Hilfe holen
Professionelle Hilfe kann bei sexueller Unlust helfen. Aber wann solltest du dir diese suchen?
- Wenn es ein dauerhaftes und wiederkehrendes Problem ist
- Wenn du darunter leidest
- Wenn deine Beziehung darunter leidet
- Wenn du einen starken Leistungsdruck verspürst
- Wenn du vermutest, dass Medikamente dahinterstecken
Was sind die Gründe für die männliche Unlust?
„Der Mann, der immer will und kann“ – Klischees wie dieses machen es jungen Männern nicht gerade leicht, sich bei sexuellen Problemen Hilfe zu holen. Haben Jungs oder Männer mal keine Lust, behalten sie das oft für sich. Viele glauben deswegen, dass mit ihnen irgendetwas nicht stimmt. Schließlich kennen alle anderen dieses Problem ja nicht! Und so wird das Thema „Lustlosigkeit beim Mann“ aus einem Schamgefühl heraus totgeschwiegen.
Die Werbung, Filme und andere Medien suggerieren dir als jungen Mann, du müsstest immer nur das eine im Kopf haben. Von dem Bild, das so generiert wird, lassen sich auch Frauen „anstecken“. Hat ihr Partner mal keine Lust, stellen sie sich schnell die Frage: „Warum hat er keine Lust auf mich. Wollen Jungs nicht immer nur das eine?“ Es gibt jedoch Gründe, warum nicht wenige Jungs und Männer Lustlosigkeit erleben. Dazu zählen:
- Leistungsdruck
- Pornografie
- Gewohnheit
- Stress
- Fremdgehen
- Krankheit
- Vergleich mit Freunden
- Frust
Leistungsdruck
Ob real oder gefühlt – der Druck, auf Kommando eine Erektion bekommen zu müssen, kann belastend sein. Für viele Jungs stellt das eine unerfüllbare Erwartung dar. Statt sich gesunde Vorbilder zu suchen, die auch mal Schwäche zeigen und dem Leistungsdruck nicht standhalten müssen, kennt die Großzahl der Jungs nur die stets potenten und bereiten Darsteller aus den Pornos.
Pornografie
Gewohnheit
Begehren kann damit zu tun haben, dass dir dein Gegenüber unbekannt und damit verlockend ist. Vertrautheit kann dieses Begehren einerseits vertiefen, es aber andererseits auch schwinden lassen. Der Psychologe Peter A. Schröter sagt, er kenne viele Jungs und Männer, deren Begehren nach der Kennenlernphase von heißen Blicken auf Augenrollen zurückgegangen wäre. Er rät Männern und Jungs, sich nicht rein auf die Penetration, also den Geschlechtsakt, zu fokussieren. Es sei wichtig, sich Zeit mit der Partnerin oder dem Partner zu lassen und sich dabei selbst spüren zu lernen. So kann eine Nähe zum Gegenüber entstehen. Dieser Prozess passiert allerdings nicht von heute auf morgen.
Stress
Fremdgehen
Ein Seitensprung ist in der Regel ein tiefer Vertrauensbruch. Kein Wunder, dass die Lust auf das Gegenüber, das sich „auswärts vergnügt hat“, erst einmal ausbleibt. Wenn ihr euch entschließt, an eurer Beziehung zu arbeiten, kann eine Paartherapie helfen.
Krankheit
Vergleich mit Freunden
Auch der Vergleich mit Freunden kann belastend sein. Zum Beispiel, wenn sie davon berichten, was in ihren Betten so abgeht. Zuhörer sind nicht selten neidisch und frustriert, weil es bei ihnen nicht so abläuft. Wenn man den Anforderungen aus dem Erzählungen nicht gerecht werden kann, kann auch daraus sexuelle Unlust entstehen. Ob Angeberei oder echte passiert – niemand muss im Bett ein sagenhafte fünf Nummer am Stück schieben. Wer dagegen auf die Partnerin oder den Partner eingeht, hat ein erfüllteres Sexleben.
Frust
Was bedeutet „Libido“?
In der Pubertät nimmt die Libido aufgrund der hormonellen Veränderungen in der Regel deutlich zu. Jugendliche haben öfter sexuelle Fantasien und verspüren meist ein gesteigertes sexuelles Verlangen. Das ist ein normaler Teil des Erwachsenwerdens und ein Ausdruck der körperlichen und emotionalen Veränderungen, die während der Pubertät auftreten.
Libido ist nicht gleichbedeutend mit Sex
Die vier Phasen der Libido beim Sex
Unabhängig davon, ob du dich selbst befriedigst oder Sex mit einer Partnerin oder einem Partner hast, durchläufst du in den meisten Fällen einen sexuellen Reaktionszyklus. Im optimalen Fall sind das vier Phasen. Die Phasen können auch ineinander übergehen.
In der darauf folgenden Plateauphase werden die erogenen Zonen stimuliert. Die sexuelle Spannung steigt. Dein Puls und deine Atmung beschleunigen sich und auch dein Blutdruck schnellt in die Höhe.
Am Ende steht die Rückbildungsphase. Deine Muskeln entspannen sich. Du empfindest ein allgemeines Wohlbefinden, begleitet von Glücksgefühlen und Euphorie.
Die Rolle des Gehirns bei sexueller Lustlosigkeit
Viele junge Menschen gehen davon aus, dass der Penis beim Sex die Hauptrolle im männlichen Körper spielt. Der kleine Napoleon in der Hose soll zur Attacke blasen oder als Steuerknüppel das Ruder übernehmen, meinen viele. Dabei stimmt das gar nicht. Lust entsteht erst durch das Zusammenspiel von Botenstoffen und Nervenzellen im Gehirn. Das Hirn ist also unsere eigentliche Sexzentrale.
Dazu passt, dass es immer mehr Hinweise darauf gibt, dass Ereignisse im Gehirn eine verminderte Lust erklären könnten. Im Jahr 2003 entdeckten Forschende, dass ein linksseitiger Epilepsieherd, bei dem die Neuronen stark und im Gleichtakt feuern, bei Männern die Begierde dämpfen können. Passiert das alles rechtsseitig, steigert das die Libido.
Man geht mittlerweile davon aus, dass die linke Gehirnhälfte die Libido hemmt, während die rechte sie erregt. Laut des französischen Forschers Serge Stoléru ist eine bestimmte Hirnregion für die Unlust mitverantwortlich. Haben Männer keine Lust auf Sex, können sie die Kontrollinstanz in dieser Region nicht abschalten. Laut Stoléru kommen die betroffenen Männer daher „einfach nicht in Fahrt“.
Tipps, um die Lust auf Sex wiederzuerwecken
Wer viel Alkohol konsumiert, sollte sich bewusst sein: Je weniger Alkohol, desto besser ist es in der Regel um die Libido bestellt. Das gilt auch für das Rauchen.
Ein weiterer wichtiger Ratschlag in Sachen „Zurückgewinnung der Libido“ lautet: Probiert euch aus! Du und dein Gegenüber könnt zum Beispiel verschiedene Sexspielzeuge verwenden. Was gefällt, bleibt und darf die Lust steigern. Was nicht gefällt, wird aussortiert.
Fazit
Nein, kein Mann muss jederzeit Bock auf Sex haben. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du klar sagst: „Nein, jetzt nicht Schatz.“ Selbstverständlich solltest du dieses Verständnis auch andersherum aufbringen. Tritt bei dir eine chronische Unlust auf Sex auf, kann das neben deiner aktuellen Stimmung auch an körperlichen, sozialen und psychischen Gründen liegen. Wenn die Lustlosigkeit länger anhält oder du sie überwinden willst, holst du dir am besten professionelle Hilfe.
Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes rund um deine Gesundheit auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.
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