Osteopathie: Was ist das?
Die Osteopathie ist als Therapieform beliebt. Das zeigt auch das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2021, die vom Verband der Osteopathen Deutschland e.V. in Auftrag gegeben wurde: Fast jede vierte befragte Person gab an, dass sie selbst oder mit einem Kind schon einmal beim Osteopathen war. Vor allem Rückenschmerzen waren der Grund für einen Besuch einer osteopathischen Praxis. Bei welchen Beschwerden Osteopathinnen und Osteopathen noch helfen, wie sie dabei vorgehen und was Sie im Vorfeld einer osteopathischen Behandlung beachten sollten, erfahren Sie hier.
Was ist Osteopathie?
Die Osteopathie fokussiert sich auf die ganzheitliche Heilung des Körpers durch manuelle Techniken. Der Gründer der Osteopathie, der Arzt Dr. Andrew Taylor Still, fand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts komplexe Zusammenhänge zwischen Veränderungen im Körper und verschiedenen Erkrankungen. Eine besondere Rolle nahm dabei das Gewebe ein, denn Ziel seiner osteopathischen Behandlung war es, Bewegungseinschränkungen und Blockaden darin aufzuspüren, die Versorgung mit Blut- und Lymphflüssigkeit zu verbessern und die innere Beweglichkeit wieder herzustellen. Anschließend sollte der Körper die eigene Heilung übernehmen.
Seitdem Still den Grundstein legte, entwickelt sich die Osteopathie laufend fort.
Zentral sind auch heute noch
- die Wechselwirkungen im Körper sowie die Erkenntnis, dass am Ort des Schmerzes nicht zwingend die Ursache liegt,
- die Selbstheilungskräfte des Körpers,
- sowie die Behandlung des Menschen im Ganzen.
Anwendungsgebiete der Osteopathie
Die moderne Osteopathie unterteilt sich in drei große Teilbereiche, auch Systeme genannt, die allerdings im Sinne einer ganzheitlichen Therapie in Wechselwirkung zueinanderstehen.
- Die strukturelle oder parietale Osteopathie betrachtet den menschlichen Stütz- und Bewegungsapparat. Dazu zählen Muskeln, Sehnen, Gelenke, Knochen und Faszien. Ungleichgewichte in diesen Strukturen entstehen etwa durch eine falsche oder übermäßige Belastung, zu wenig Bewegung oder durch Unfälle. Die parietale Osteopathie hilft zum Beispiel bei Rücken- und Nackenschmerzen, Beschwerden an Schultern und Ellenbogen oder auch bei Sportverletzungen.
- Die viszerale Osteopathie legt den Fokus auf die inneren Organe und das sie umgebende Bindegewebe. Laut Osteopathinnen und Osteopathen bewegen sich unsere Organe nach einem eigenen Rhythmus, ähnlich wie wir das bei der Atmung oder anhand unseres Pulses bemerken. Erkrankungen, Fehlhaltungen und auch Narben können diesen Rhythmus stören und zu Verspannungen und Verklebungen führen. Diese machen sich zum Beispiel durch Blähungen, Verstopfung, das Reizdarmsyndrom oder Menstruations- und Zyklusstörungen bemerkbar. Bei der viszeralen Osteopathie wird die Eigenbewegung der Organe gefördert sowie die Balance zwischen den einzelnen Organen verbessert. Das wiederum aktiviert die Selbstheilungskräfte. Die Organfunktionen verbessern sich, was sich zum Beispiel auch positiv auf muskuläre Verspannungen auswirken kann.
- Gegenstand der cranialen Osteopathie sind Schädelknochen, Kreuzbein und die dazugehörigen Bindegewebshäute. Für die Behandlung wichtig sind die Körperflüssigkeiten im Rückenmark und Gehirn, die wichtige Nährstoffe transportieren und feine Schwingungen verursachen. Diese Schwingungen können erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten wahrnehmen und Veränderungen feststellen. Ursachen solcher Störungen sind zum Beispiel Stress, Verspannungen und Zahnbehandlungen. Sie äußern sich etwa in Form von Migräne, Rückenschmerzen und Schlafproblemen.
Wie wirkt Osteopathie?
Osteopathen und Osteopathinnen sehen den Körper als ein komplexes System: Gelenke, Knochen, Gewebe und Organe beeinflussen sich gegenseitig. Die Osteopathie sucht nach den Ursachen für Beschwerden und betrachtet die Gesamtheit des Menschen, es geht hierbei nicht um die Behandlung von Symptomen an sich.
Bei einer osteopathischen Behandlung werden Verspannungen und Blockaden durch spezielle Techniken zur Massage, Dehnung und Mobilisation gelöst, die Bewegungsfreiheit wieder hergestellt und so das Zusammenspiel von Bewegungsapparat, Nervensystem und inneren Organen wieder in Einklang gebracht. Durch die Behandlung sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden. Unter Selbstheilung – essenziell in der Osteopathie – verstehen Fachleute die natürliche Fähigkeit des Körpers, sich selbst zu reparieren und Gesundheitsstörungen auszugleichen. So werden zum Beispiel Schmerzen beseitigt, die Bewegung verbessert und Stress reduziert.
Wie läuft eine osteopathische Behandlung ab?
Eine osteopathische Behandlung dauert rund 30 Minuten und folgt drei Schritten:
- Anamnese: In einem ausführlichen Gespräch erklären Sie Ihre Krankengeschichte und den Grund Ihres Besuchs. Da die Osteopathie ganzheitlich behandelt, werden bei der Anamnese der körperliche sowie der seelische Zustand betrachtet.
- Palpation: Je nach Behandlungsschwerpunkt setzen, legen oder stellen Sie sich anschließend hin. Die Therapeutin oder der Therapeut legt entweder passiv die Hände auf Ihre Haut und macht sich zunächst so ein Bild über Verspannungen und Einschränkungen, oder er oder sie ertastet aktiv.
- Mobilisation: Sind Anamnese und Palpation abgeschlossen, verbessert die Therapeutin oder der Therapeut durch Dehn-, Massage- und Grifftechniken die Beweglichkeit der Gelenke oder Gewebestrukturen.
Osteopathie in der Schwangerschaft
Osteopathie bei Babys und Kleinkindern
Nach der Geburt kommt Osteopathie auch beim Nachwuchs zum Einsatz. Die sanfte Therapie ist bereits für Säuglinge geeignet. Osteopathinnen und Osteopathen gehen davon aus, dass durch die Geburt Blockaden beim Neugeborenen entstehen können. Auch bei Wachstumsschmerzen im Kindesalter kann eine osteopathische Behandlung helfen.
Osteopathie für Sportler
Osteopathen und Osteopathinnen behandeln Spitzen- und Breitensportler. Dabei arbeiten sie sowohl präventiv, um etwa muskuläre Dysbalancen frühzeitig zu erkennen, Überlastungen zu vermeiden und Bewegungsabläufe zu optimieren – ob beim Laufen, Radfahren oder Schwimmen. Das verringert die Verletzungsgefahr und steigert die Leistungsfähigkeit. Und auch bei Sportverletzungen wie Zerrungen und Gelenkbeschwerden kann eine osteopathische Behandlung Linderung verschaffen, die Heilung fördern und so die Ausfallzeiten minimieren.
Hilft die Osteopathie auch der Psyche?
Stress und andere seelische Belastungen wirken sich auch auf den Körper aus, was sich in der Muskulatur sowie in Faszien und Gewebe bemerkbar macht. Ebenso können chronische Schmerzen zur psychischen Belastung werden. Dank des ganzheitlichen Ansatzes verbindet die Osteopathie Körper und Psyche und hilft zum Beispiel bei:
- Stress und innerer Unruhe
- Nervosität
- Überlastung
- Burnout
- Verstimmungen
Wer darf osteopathisch behandeln?
Die Osteopathie gilt hierzulande als Heilkunde und darf nur von Heilpraktikern und Ärztinnen eigenständig angewendet werden. Wer osteopathisch behandeln möchte, muss zudem eine umfassende Ausbildung absolviert haben, die dazu berechtigt, einem Berufsverband der Osteopathen beizutreten. Eine tatsächliche Mitgliedschaft ist allerdings keine Voraussetzung.
Leider ist die Ausbildung zum Osteopathen und zur Osteopathin deutschlandweit gesetzlich nicht festgelegt. Als einziges Bundesland hat bislang Hessen die osteopathische Fortbildung durch die sogenannte Weiterbildungs- und Prüfungsordnung Osteopathie geregelt. Dort ist der Titel „staatlich anerkannter Osteopath“ geschützt und darf von Physiotherapeutinnen, medizinischen Bademeistern, Masseuren und Heilpraktikerinnen nach einer entsprechenden Fortbildung genutzt werden.
Osteopathie hilft dem Körper
DAK Fachbereich
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